Dornröschen reloaded

Eine szenische Neufassung des Märchens

Seit dem Schuljahr 2019/20 gibt es an der AHS Theodor Kramerstraße neben der Theatergruppe Theodor auch die THEATERWERKSTATT, eine Unverbindliche Übung (UÜ), die ich leite.

Als AHS- Lehrerin hat sich mir die Möglichkeit aufgetan, diese UÜ anzubieten und als Grundlagenprojekt in meiner Ausbildung zur Theaterpädagogin umzusetzen. 😊

Am 16. September 2019 fanden sich 12 aufgeregte 10-Jährige im Mehrzweckraum meiner Schule ein und freuten sich darauf, nun jede Woche Theater zu spielen.

„Wird mich der Vampir beißen, oder sage ich schnell genug den Namen eines anderen Opfers?“ „Hüpft das Brot oder der Toaster?“  Fragen, die sich unter großem Gelächter bei den ersten gemeinsamen Spielen stellten.

Weiter ging es mit Pantomime, Improvisationen und Übungen zur Stimme und Sprache.  Großen Wert legte ich darauf, aus der lustigen Kinderschar ein Team zu machen, in dem Vertrauen und Rücksichtnahme hohe Werte darstellen.

Bald schon war klar, wir wollten ein Märchen auf die Bühne bringen.
Nach dem Theaterbesuch von „Prinz und Bettelknabe“ im Theater der Jugend, überlegten die Kinder, wie es wäre, Prinz(essin) zu sein, und wir sammelten all ihre Ideen., Mein Vorschlag, eine neue Version von „Dornröschen“ zu spielen, fand großen Anklang.

Unter Einbeziehung der Ideen der Kinder schrieb ich ein Textbuch und legte mit ihnen die Rollen fest.
Jedes Kind würde mehrere Rollen spielen. Es sollte auch vier Dornröschen geben – vier Gesichter einer Märchenfigur, die sich die Mädchen selbst ausdachten.

Drei zankende Frösche in Form von Sockenpuppen würden der Königin die Frohbotschaft in der Badewanne überbringen. Auf diese Weise habe ich den Kindern das Figurentheater nähergebracht. Wir luden uns sogar einen Puppencoach ein, der die Basics des Spiels mit einer Handpuppe vermittelte und mit den Mädchen probte.

Die 12 Feen bringen Dornröschen „alles, was das Leben schön macht“. Nach ihrer Ankunft aus vielen Ländern der Welt (Die Kinder sollten in ihren Muttersprachen einen Satz sagen.) stehen sie mit ihren Köfferchen in einem Halbkreis und überbringen einzeln, laut und deutlich ihre Wünsche, die von Omas Weihnachtskeksen über ein blaues Kleid, Schaumbädern bis zu lang aufbleiben dürfen und Pyjamapartys reichen.
Der jungen Königin ist Shoppen lieber als Kinderpflege und der frisch gebackene Vater steht lieber auf dem Tennisplatz statt sein Land zu regieren und Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Oje – das arme Dornröschen. Wie soll das enden?
Der Küchenjunge kocht den allerbesten Grießbrei und beim Essen kommen die Leute wieder zusammen und die Eltern versprechen schließlich, sich mehr um ihr Töchterchen zu kümmern.

Die Vermittlung von schauspielerischen Grundlagen und ein zweiter Theaterbesuch („Das himmlische Kind“) am 17.1.2020 waren ohne Einschränkungen möglich.

Am Stück wurde bereits intensiv gearbeitet, als der Lockdown von März bis Mai sowohl das geplante Probenwochenende im Wienerwald als auch die Aufführung Ende April zunichtemachte.

Die Darsteller*innen hatten schon im Kostüm geprobt. Das Bühnenbild war fertig – rosa, goldene und weiße Tücher dienten als Kulisse. Die Requisiten waren zusammengetragen, von mir gebaut (stilisierte Badewanne) oder günstig erstanden. Jetzt hätte nur noch intensiv geprobt werden müssen. Die Darsteller*innen ließen sich jedoch nicht unterkriegen, probten in Videokonferenzen weiter und hofften auf die Öffnung und die Möglichkeit, ihr Stück vor Publikum im Juni zu präsentieren.

Eltern und Freund*innen waren schon eingeladen, das Buffet organisiert.

Beim Betreten des Saals sollten die Leute befragt werden, was das Leben für sie schön mache. Diese Wünsche würde Dornröschen auch zu hören bekommen.

Meine Kollegin und Musikerin wollte mit den Kindern das umgedichtete „Dornröschenlied“ einstudieren, zu dem ich den Text geschrieben habe.

Am Schluss wollten wir allen Grießpudding servieren, sodass das Stück mit einem gemeinsamen Essen endet.

Als klar war, dass dies in dieser Form nicht möglich sein würde, wurde kurzerhand umgedacht: „Wir machen einen Film!“ Die Kinder gaben ihr Bestes vor der Kamera, mein Kollege Jaime Nagl und ich dahinter – ein spannendes Debüt für alle.

In nur fünf Stunden hatten wir einzelne Szenen „im Kasten“. Mit zwei Mädchen gab es Extratermine, weil sie zum gemeinsamen „Filmnachmittag“ keine Zeit hatten.

Da das Stück nicht fertig geprobt war, filmten wir nicht einen Stückdurchlauf, sondern beschränkten uns auf die Schlüsselszenen, die für das Verständnis des Gesamten wichtig waren.

Es entstand ein 15 – minütiger Film und ein Trailer von 2 Minuten 12.

Durchführende StudentInnen: Birgit Hammer
Kooperationspartner: AHS Theodor Kramerstraße
Projektzeitraum: 09/2019 – 07/2020

Fotos:


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